Das Kreuz mit dem Luftdrehkreuz - Horseback Mongolia
Das Kreuz mit dem Luftdrehkreuz

Das Kreuz mit dem Luftdrehkreuz

Dez. 06 2019

Die Diskussion über einen neuen Flughafen für Ulaanbaatar ist alt, eigentlich fast so alt wie das neue Gebäude am derzeitigen Flughafen. Wobei man gleich sagen muss, das Gebäude, bzw. die Infrastruktur am derzeitigen Hauptstadtairport  ist noch lange nicht an den Grenzen seiner Leistungsfähigkeit angekommen.

Da könnten gut und gerne die doppelte Anzahl von Passagieren abgefertigt werden, ohne dass sich jemand bedrängt fühlen müsste. Wenn es eine Begründung für einen neuen Flughafen gibt, dann ist es einfach die Lage, und zwar die Lage einem Tal. Für den täglichen Betrieb bedeutet das ganz einfach, man kann nur von einer Seite hinein aber auch nur zur gleichen Seite wieder hinaus.  Da Flugzeuge die schlechte Eigenschaft haben, bei Rückenwind nicht starten zu können, kann man also in dem Fall nicht ausweichen, während man auf den meisten Flughäfen der Welt einfach die Startrichtung umdreht muss man in UB am Boden bleiben.

  Das Kreuz mit dem Luftdrehkreuz  

Nun kommt aber auch noch hinzu, dass die MIAT als typisch mongolisches Unternehmen, immer mal hochfliegende Pläne hat. In dem Fall den vom Drehkreuz. Ganz abwegig ist das nicht, immerhin liegt Ulaanbaatar recht günstig und jeden Tag fliegen hunderte Flieger von Europa nach Asien über die Mongolei, aber dazu braucht man eben mehr als die bisherigen 6 Flugzeuge. Praktisch sehe das so aus, der Flieger aus Berlin erhält am Morgen in Ulaanbaatar Anschluss an den von UB nach Tokio und der Berliner ist damit mindestens  drei Stunden kürzer von Berlin nach Tokio unterwegs als wenn er über Frankfurt fliegt. Könnte schon jetzt so funktionieren, wenn die Anschlüsse da wären und es einen funktionierenden Transitbereich geben würde, aber genau den gibt es nicht. UB ist genau wie Tegel als Endstationsflughafen gebaut worden, d. h. man ging davon aus alle wollen hier hin oder fliegen hier ab, Umsteiger ausgeschlossen. Einen so bestehenden Flughafen auf Transitverkehr umzubauen geht praktisch so gut wie nicht, also muss ein neuer her.

 

Die Entscheidung dazu wurde schon 2009 getroffen, allerdings passierte  dann eine ganze Weile gar nichts. Im September 2013 wurde dann aber wirklich mit den Bauarbeiten begonnen. Unter japanischer Leitung begannen hauptsächlich chinesische und koreanische Firmen einen Wettlauf mit der Zeit. Der Flughafen sollte Ende 2016 fertig sein, es gab auch monatlich Berichte auf der eigens eingerichteten Webseite dazu und es war dann tatsächlich so, im Januar 2017 war er baulich fertig. 

3600 Meter Betonlandebahn, ein hochmodernes  Abfertigungsgebäude mit 6 Anlegern und genügend Vorfeldplätzen, Feuerwehrgebäude, Parkplätze, alles da, was fehlte, war eine Straßenanbindung. Dafür hatte der mongolische Staat sorgen wollen, was in diesem Fall nicht ganz geklappt hatte. Vierzig Kilometer Autobahn sind eben auch noch ein ganz schöner Brocken. Von nun ab verschob sich die Eröffnung im Halbjahrestakt, die Straße war aber wenigstens im Bau. Ende 2017 macht man dann wohl mal den Check, wie man den Betrieb umlegen könnte, dabei kam heraus, dass kaum Personal vom alten Flughafen bereit war auch in dem neuen zu arbeiten, der Grund war ziemlich simpel, kaum einer wollte für den Lohn jeden Tag drei Stunden im Auto verbringen um dahin und wieder zurück zu gelangen. Es gab außer dem Flughafengebäude und dessen Anlagen nicht mal eine Jurte im Umkreis von 20 Kilometern. Damit wurde wohl auch den Politikern klar, dass zu einem Flughafen neben technischen und baulichen Anlagen auch Personal gehört und zu denen auch eine Wohnung und wenn die aber 50 Kilometer entfernt liegt der Anreiz dort zu Arbeiten relativ gering ist.

  Das Kreuz mit dem Luftdrehkreuz  

Gerade die vielen Kleinverdiener, die auch an so einem Flughafen gebraucht werden, wären ja völlig uninteressiert gewesen. Nun hätte es in der Mongolei eine schnelle mongolische Lösung geben können, Flächen zuteilen und Jurten aufbauen, aber das wollte verständlicherweise auch der Staat nicht, eine Jurten Siedlung als erstes Bild beim, Landeanflug.  Fazit es muss eine Lösung her, ohne Jurten, also eine neue Stadt und man wäre nicht in der Mongolei, wenn die nicht gleich für einhunderttausend Einwohner geplant würde. Seit ein paar Monaten buddelt und betoniert man wieder am Flughafen, diesmal für die neue Stadt. Eröffnung des Flughafen soll nun im August 2019 sein, vermutlich werden da auch die ersten Wohnungen bezugsfertig sein, ob es dann jemals zu der einhunderttausend Einwohner Stadt kommen wird bleibt fraglich, aber eine eigene Kleinstadt wird es schon werden und wenn dann die MIAT die Vorstellungen vom Drehkreuz in die Tat umsetzt, dann heißt es vielleicht wirklich mal Berlin-Tokio oder Seoul via ULN und wenn man mal doch seinen Anschluss in UB verpasst übernachtet man im Hotel in der neuen Flughafenstadt, mitten in der Steppe.

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